Veranstaltung: | 40. Bundesmitgliederversammlung Berlin |
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Tagesordnungspunkt: | 11.2. Politische*r Geschäftsführer*in |
Antragsteller*in: | Johannes Klein (Grüne Hochschulgruppe Saar) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 22.11.2019, 00:31 |
PG1: Johannes Klein
Selbstvorstellung
Ihr Lieben,
Auf unserer 40. Mitgliederversammlung feiern wir 20 bewegte Jahre Campusgrün. Doch das ist lange nicht der einzige Grund zum Feiern.
Mit dem Rückenwind von Fridays for Future und der stärker werdenden Klimagerechtigkeitsbewegung haben viele Grüne Hochschulgruppen kräftig zugelegt und sind spätestens jetzt eine der größten oder sogar die größte Hochschulgruppe vor Ort.
In den letzten 20 Jahren haben wir es geschafft, einen Bundesverband zu organisieren, in dem an die 60 Gruppen vernetzt sind. Zunehmend gründen sich Landesverbände neu oder wieder, um die Hochschulgesetzgebung gemeinsam mitzugestalten, sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen.
Zusammen mit dem Campusgrün-Bildungswerk organisieren Hochschulgruppen vor Ort spannende und kritische Seminare, die uns ermöglichen, Hintergründe besser zu verstehen und Aktivist*innen aus verschiedenen Regionen untereinander zu vernetzen.
Mit gemeinsamen Kampagnen wie dem Europawahl-Flyer war der Bundesverband an vielen Hochschulen präsent.
Es gibt noch viel zu tun
Trotz einiger positiver Entwicklungen sind wir als Campusgrün heute stärker gefordert denn je. Hochschule und Studium werden immer weiter von den Sachzwängen des Kapitalismus eingeschränkt. BAföG-Sätze reichen in den meisten Städten kaum zum Leben aus und die rigorosen Fortschrittskontrollen und eine Förderdauer, die deutlich unter der Durchschnittsstudienzeit liegt, benachteiligen BAföG-Empfänger*innen gegenüber Studierenden mit wohlhabenden Angehörigen.
Doch nicht nur die finanzielle Situation belastet viele Studierende oder hält Menschen vom Studieren ab. Nach wie vor sind die meisten Hochschulen nicht ansatzweise barrierefrei. Dabei wird nicht nur zu wenig Rücksicht auf Studierende mit Behinderung, chronischer oder psychischer Erkrankung genommen, gerade für viele körperbehinderten Studis ist ein Studium an vielen Standorten gar nicht erst möglich.
Frauen sind im Studium und in ihrer wissenschaftlichen Laufbahn immer wieder Belästigungen und Grenzüberschreitungen durch Kommiliton*innen, Professor*innen und Vorgesetzen ausgesetzt. Opfer von Gewalt werden auch an Hochschulen nicht oder nicht ausreichend ernst genommen und unterstützt, vielmehr herrschen an vielen Hochschulen Hierarchien mit fragwürdigen Machtstrukturen, die sexistisches Verhalten ermöglichen.
Wenn es in einem der reichsten Länder der Welt wieder einmal heißt, man müsse sparen, trifft es auch an den Unis oft diejenigen, denen es ohnehin schon viel schwerer gemacht wird, bspw. Migrant*innen oder Geflüchtete, die an Studienkollegs eine Anerkennung ihrer Abschlüsse erreichen möchten.
Als Campusgrün müssen wir uns über diese vermeintlichen, aber systemimmanenten Zwänge und über tradierten Strukturen hinwegsetzen und uns dafür stark machen, dass Studium und Hochschulzugang diskriminierungsfrei möglich werden.
Lokalen Erfolg solidarisch in die Gesellschaft tragen
Während meiner Zeit im AStA habe ich mich viel mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigt.
Ich habe viel Frustration erlebt – denn schlimmer als Treppen und Mauern ist der Beton in den Köpfen. An meiner Uni ist der Nachteilsausgleich nur wenig wert – denn Rechte allein sind wenig wert, wenn die gelebte Praxis eine andere und der Klageweg beschwerlich sind.
Doch ich habe auch erlebt, wie ermächtigend Solidarität sein kann und wie viel Mut es machen kann, wenn man zusammenhält und hartnäckig bleibt. Und wie viel wir am Ende doch erreichen können, wenn wir nicht immer dann aufhören, wenn uns gesagt wird, dass etwas nicht geht, dass für unsere Belange kein Geld vorhanden ist oder dass man durch die Landesregierung/ den Papst/ die Naturgesetze leider-leider davon abgehalten wird, Barrieren abzubauen.
Auch wenn wir vor Ort vielen Studierende durch Anti-Diskriminierungs-Arbeit oder BAföG-Beratung das Studium erleichtern können, können wir als einzelne Gruppen kaum etwas dagegen ausrichten, wenn das BAföG über Jahre nicht ausreicht oder wenn wieder Studiengebühren drohen. In Saarbrücken konnten wir eine Einführung von Langzeit- und Zweitstudiengebühren bisher abwenden, aber unseren Kampf gegen die Einführung eines Verwaltungskostenbeitrags haben wir fürs Erste verloren.
Immer mehr Verantwortung in StuPa, StuRa oder AStA zu übernehmen, ständig Wahlkämpfe
zu organisieren und eigene politische Bildungsveranstaltungen anzubieten nimmt viel Zeit in Anspruch. Das Leben einiger Studis vor Ort kurzfristig zu verbessern ist unglaublich wertvoll, aber lange nicht genug. Wenn wir nicht länger vor Ort um Dinge kämpfen wollen, die selbstverständlich sein sollten, dann müssen wir den Mut haben auf eine deutliche und nachhaltige Veränderung des Wirtschafts- und Gesellschaftssystems hinarbeiten. Denn unsere scheinbar individuellen Probleme vor Ort, haben oft gemeinsame Ursachen, die wir nur zusammen effektiv angehen können.
Ohne gute Orga ist alles nix
Doch damit es das gute Leben für Alle und die Hochschule ohne Diskriminierung geben kann, braucht es Aktivist*innen, die sich dafür einsetzen.
Damit dies in Zukunft einfacher wird, möchte ich mich dafür einsetzen, dass wir unsere Mitgliedsgruppen, die Landesverbände und den Bundesvorstand besser vernetzen.
Ich möchte zusammen mit euch neue Strukturen schaffen, in denen sich unsere Aktivist*innen einbringen können, ohne gleich für den Bundesvorstand kandidieren zu müssen und damit Zeit haben sich auf ein Amt im Vorstand vorzubereiten.
Ich würde mich freuen, gemeinsam mit euch unsere Visionen in die Gesellschaft zu tragen und mit gemeinsamen Kampagnen für einen diskriminierungsfreien Zugang zu Bildung und für ein gutes Leben für Alle zu kämpfen.
Daher würde ich mich über Eure Stimme freuen!
Euer Johannes
Biografisches
Hobbys: Schlagzeug spielen, Bouldern, Kochen, Theater spielen
Lieblingstiere: Katzen oder Kühe
Hochschulpolitik an der Universität des Saarlandes
8/2016 – 7/2017 AStA-Referent für Familie und Gleichstellung
7/2017 – 7/2018 Stellvertretender AStA-Vorsitzender und Referent für Behinderte und chronisch Kranke
7/2018 – fld. Mitglied des 65. und 66. Studierendenparlaments
7/2018 – fld. Stellv. Mitglied des Senats, Mitglied des Studienauschusses (stellv. bis 9/2019)
Sonstiges politisches Engagement
2/2015 - 2/ 2017 Vorstandsmitglied der Grünen Jugend Saar, u.a. als Sprecher
2/2015 - fld. Vorstandsmitglied der Grünen Jugend Saarbrücken, davon 2 Jahre als Sprecher
7/2019 - fld. Bezirksveordneter im Bezirksrat von Saarbrücken Mitte für Bündnis90/ Die Grünen
Mitgliedschaften (Auszug): Deutsch-Israelische Gesellschaft e.V., BUND e.V., Proyecto Tapé e.V.
- Alter:
- 24
- Geschlecht:
- männlich
- Geburtsort:
- Saarbrücken
- Studiengang und -ort:
- Saarbrücken