Veranstaltung: | 40. Bundesmitgliederversammlung Berlin |
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Tagesordnungspunkt: | 11.1. 2*Sprecher*innen |
Antragsteller*in: | Arne Krause |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 21.11.2019, 23:05 |
S1: Arne Krause
Selbstvorstellung
Liebe Campusgrüne,
in den letzten sechs Monaten und meinen ersten 137 Tagen als Beisitzer im Campusgrün Bundesvorstand wurden und werden u.a. in den Hochschulpaktaushandlungen die Weichen vorbereitet für die nächsten fünf Jahre Zukunft imbundesweiten Hochschulraum, parallel gingen erneut 1,4 Millionen Menschen in Deutschland zum Global Climate Strike auf die Straßen und die Organisation der studentischen Beschäftigten an Hochschulen intensivierte sich über Berlin hinaus trotz strukturell ermöglichter Erosionen beispielsweise in NRW - das Potential die sozial ökologisch gerechte Transformation zu realisieren lag selten so nahe!
Uns Campusgrünen wurden in dem gleichen Zeitraum ein hohes Maß an Vertrauen und Lösungskompetenz zugesprochen, wie die Wahlergebnisse zu den aktuellen Studierendenparlamenten an vielen Hochschulstandorten innerhalb Deutschlands beeindruckend darlegen. Aus vielen grün-alternativen Gruppen habe ich mitbekommen, wie motiviert und engagiert sich Mitstudierende für eine nachhaltige Entwicklung unserer Lern- und Forschungsfreiräume einsetzen und sich dabei teilweise in ganz neuen Rollen in der Zivilgesellschaft, wie dem Senat und gegenüber den universitären Entscheidungsträger*innen wiederfinden. In der Universitätsstadt meiner Wahl, Gießen in Hessen, stellen wir seit Oktober in einer bunten Koalition den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) mit vielen neuen Gesichtern, wobei die Einbindung in die hochschulpolitischen Arbeitsweisen fantastisch funktioniert. Die Erfahrungen des tragenden Empowerments u.a. von FrauenInterTrans*-Menschen würde ich gerne stärker in den Verband rein tragen um viele weitere Menschen mitzunehmen, damit wir der einmaligen Herkulesaufgabe, den anthropogenen Klimawandel und das ursächliche Ausbeutungsverhältnis zu stoppen, in ihrer Dringlichkeit geschlossen feministisch wissenschaftlich, evidenzbasiert entgegen treten können: In den Studierendenschaften. An den Hochschulen. Darüber hinaus.
Über den grünen Tellerrand hinaus steigen die Chancen auf umwerfende Veränderungen. Denn die Zahl unserer Mitstudierenden ist fächer- und bundesländerübergreifend seit der Aufnahme meines Chemiestudiums 2015 um weitere einhunderttausend gestiegen. Dabei konnten wir gesellschaftlich bisher aufgrund struktureller und ökonomischer Sachzwänge den Kampf für das gute Leben leider nur schwer voran treiben und noch mehr Menschen daran teilhaben lassen: Im gleichen Zeitraum stiegen die Mieten, stagnierte das Einkommensniveau der Mitstudierenden nahezu, blieb das Beschäftigungsverhältnis von studentischen „Hilfskräften“ (SHKs) trotz des einzigartigen TVStud Berlin Vorstoßes weiterhin prekär und wurde der BAFöG-Höchstsatz um lediglich 5 % gesteigert, wobei die Zahl der Leistungsinanspruchnehmer*innen wegen bestehender bürokratischer und gesetzlicher Hürden rückläufig ist. Campusgrün steht für mich für einen staatlich genügend ausfinanzierten Hochschulraum, der die Studierenden nicht auf den ökonomischen und einhergehenden psychosozialen Kosten im Zuge der kritisch zu betrachtenden Ökonomisierung hin zum Betrieb Hochschule sitzen lässt. Stattdessen will ich für ein solidarisches Mitdenken und -handeln kämpfen. Das solidarische Miteinander muss unabhängig von der ökonomischen, biologischen, familiären, sozialen, kulturellen und geographischen Herkunft sein. Denn langfristig arbeiten wir auf die Überwindung dieser Abhängigkeiten hin! Dazu gehört für mich besonders der Aufbruch aus den verrosteten Lehrstuhlstrukturen in denen SHKs als Sachmittel eingestuft werden, ein flächendeckendes BAFöG und eine krassere strukturelle Öffnung der Studiengänge für mehr als nur Akademiker*innenkinder mit Abitur. Mit den steigenden Studierendenzahlen wird unsere Verantwortung für die nächsten Generationen zukunftsgewandte Muster, auch gegen die erstarkenden Rechtsextremen, im Mikrokosmos der scheindemokratischen Hochschulen, zu schaffen, größer. Die toxisch auslesenden Reproduktionsmechanismen in der Hochschullandschaft dürfen keine Anwendung mehr finden und selbige muss zu einer offenen, diversifizierten und nahrhaften Blühwiese für alle pazifistisch-demokratischen Bildungsinteressierten werden!
Die partizipative Öffnung und eine deutlich aufgestockte Grundfinanzierung muss in die Hochschulpaktverhandlungen und teilweise stattfindenden Hochschulgesetzesnovellierungen, sowie in die anstehende Austarierung des europäischen Nachfolgeprogramms von Horizont 2020 hineingetragen werden. Wobei die Uhr nicht nur hier auf kurz vor 12 steht: Marode Hörsaal- und Seminargebäude sind unsexy, unternehmensgesteuerte Drittmittelwissenschaft nicht frei und ein divergierender Kapitalgraustrommix aus dem Genanntem ganz bestimmt nicht nachhaltig, da in beidem oft die Menschen unterschiedlicher Forschungsrichtungen und die komplexe Umwelt gegeneinander ausgespielt werden, statt auf das langfristige Wohl Aller abzuzielen. Um der Klimakrise entgegentreten zu können, braucht es transdisziplinäre Lehre, gut ausgestattete plurale Grundlagenforschung in allen Fachbereichen, genauso wie zum Beispiel Reallabore unter transparenter Begleitung und Kommunikation. Neben der Erschließung von weiteren Effizienztechniken, der Ergründung der Wissens-Handeln-Lücke und der Erforschung von fortgeschrittenen kostengünstigen Substitutionsprodukten muss die Infrastruktur mitziehen und der Zielkonflikt zwischen Suffizienz und qualitativ gutem Studium für Alle aufgelöst werden um global ökologisch gerecht studieren zu können. Wie ich im den letzten zwei Monaten als stellvertretendes kooptiertes Mitglied im „Deutschen Studentenwerk“ (DSW) mit gruselnder Begeisterung feststellen durfte, scheitern wir gerade nicht mehr allein an der fehlenden Anerkennung der Klimakrise, denn die Klimaproteste reichen bis in die Fingerspitzen der Geschäftsführung von Studierenden- und Studentenwerken hinein, sondern an mangelnden Monitoringsystemen bei den Treibhausgasemissionen z.B. in dem Bau und der Instandhaltung von Studierendenwohnheimen, wie Mensen, um konkrete monetäre Forderungen gegenüber der Politik aufstellen zu können. Die Institutionalisierung von Nachhaltigkeit in Hochschulen, im DSW und den Studierendenwerken würde ich gerne als weitere Herzensangelegenheit im nächsten Jahr weiter begleiten.
Als Sprecher würde ich gerne die Positionen von Campusgrün in demokratischen Statusgruppen übergreifenden Bündnissen stärken, gegenüber inhaltlich nahestehenden Parteien vertreten und öffentlichkeitswirksam innerhalb der vierten Gewalt in der Kampagnenarbeit positionieren, sodass wir, über unseren grünes Strahlen bei hochschulpolitisch Bewanderten hinaus, noch progressiver gestaltend auf Bundes-, Länder- und Studierendenschaftsebene auftreten können. Mit dem baldigen Relaunch der Webseite und einer Neuauflage des Merchandise, das nach und nach erweitert wird, haben wir in den vergangen Monaten die ersten Schritte getan. Jetzt ist es an der Zeit die Inhalte in engem Wissensaustausch mit unseren vielfältigen HSGen über die weiter zu erschließenden Medien und Mitmenschen zu pushen, denn Demokratie muss lebendig sein, was wir im letzten halben Jahr als BuVo nur unzureichend transportieren konnten. Demokratie bedarf einer echten Teilhabe mit strahlkräftiger Außenwirkung in alle Bereiche hinein!
Neben dem ehrenamtlichen Engagement in verschiedenen Gremien und Initiativen bereite ich mich in meinem 23. Lebensjahr gerade auf die Bachelorarbeit in der chemischen Umweltanalytik vor und besuche Vorlesungen u.a. aus der Klimageographie, und Ökologie. Im nächsten Wintersemester sehne ich mich schon danach in einen kooperativen Master der Umweltinstitute aus Gießen und Dublin starten zu können. Random Fakt bis auf ein Wiedersehen: Ich besitze weder Auto, noch Fahrrad, liebe den Weg zu Fuß, weshalb meine Schuhsohlen echt mal wieder geflickt werden könnten.. Bei Rückfragen zu dem Loch im Schuh und, wie das mit meinen Ideen im Bundesvorstand zusammenhängt, stehe ich euch gerne telefonisch zur Verfügung (0173 5376783). Ich freue mich auf die Jubiliäums-BMV in Berlin!
Liebe Grüße
- Alter:
- 23
- Geschlecht:
- männlich
- Studiengang und -ort:
- Chemie, Gießen